Stolpersteinlegung in Oberdollendorf
Am 12.12.2024 hatte ich gemeinsam mit zwei Mitschülerinnen die Möglichkeit bei der Verlegung mehrerer Stolpersteine in Oberdollendorf dabei zu sein. Dabei wurden wir von Frau Kollbach und Herrn Suchetzki begleitet. Da wir zuvor im Geschichtsunterricht einen Vortrag über die Formen des Gedenkens an die Opfer der NS-Zeit gehalten hatten, wurden wir von Frau Kollbach dazu eingeladen.An dem Tag wurden sechs Stolpersteine verlegt, die an die Schicksale der Menschen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Dabei tragen die Stolpersteine den Namen der Opfer und werden immer an ihrem letzten frei erwählten Wohnsitz verlegt.
Zu Beginn wurden drei Stolpersteine in Gedenken an die Familie Süskind in der Falltorstraße 23 verlegt. Der erste Stein ist Paul Albert Süskind gewidmet, der 1890 geboren und durch die Nazis gedemütigt und entrechtet wurde. Kurz vor seiner Verhaftung erhängte er sich am 1. Mai 1938. Sein Bruder Ludwig Süskind wurde 1944 nach Theresienstadt deportiert und später befreit. Dem ältesten der Brüder, Hugo David Süskind, gelang es 1941 in die USA zu fliehen. Doch nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in New York nahm er sich überwältigt von den Belastungen des Exils das Leben.
Das Besondere an dieser Stolpersteinverlegung war, dass neben Gabriele Wasser, die im Auftrag des Brückenhofmuseums Oberdollendorf zuständig für die Recherchen zu dem Leben der Opfer ist, auch die Enkelin von Ludwig Süskind anwesend war und die Geschichte ihrer Familie erzählte. Nach der Legung hatten wir die Möglichkeit mit ihr zu sprechen und sie war mehr als erfreut, dass wir uns in der Schule mit dem wichtigen Thema befassen. Für mich war die Stolpersteinlegung in der Falltorstraße die bewegendste an diesem Tag – eben durch den mitnehmenden Vortrag der Enkelin des Verstorbenen.
Weiter ging es in die Heisterbacher Straße 132, wo ein Stolperstein zum Gedenken an Karl Bendig verlegt wurde. Er war im Widerstand für die KPD aktiv und wurde 1933 verhaftet. Zunächst wurde er ins Zuchthaus Siegburg gebracht. Von dort aus wurde er 1942 ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, wo er am 31. August 1942 starb.
Ebenfalls an der Heisterbacher Straße gedenkt nun ein Stolperstein vor der Hausnummer 150 an ein kleines Mädchen namens Ruth Illfelder. Sie wurde 1937 geboren und im Jahr 1942, also mit 5 Jahren, nach Theresienstadt deportiert und dort am 23. November 1942 ermordet.
In der Rennenbergstraße 40 wurde der letzte Stolperstein an diesem Tag in Oberdollendorf eingelassen. Er erinnert an Peter Hollingshausen, der ebenfalls in der KPD aktiv war und aufgrund dessen wegen ,,Vorbereitung zum Hochverrat” verurteilt wurde. Daraufhin kam er ins Zuchthaus Siegburg und später ins Zuchthaus Ossendorf. 1943 wurde er ins Strafbataillon 999 eingezogen. Ab da verliert sich allerdings seine Spur und sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt. Die Stolpersteine für ihn und für Karl Bendig gehören zu den ersten Stolpersteinen in Oberdollendorf, die für politisch Inhaftierte und Verfolgte gelegt wurden.
So haben wir selbst ein Bild davon bekommen, welches Leid die Menschen auch hier bei uns in der Nähe in Oberdollendorf erfahren mussten. Für mich war es eine eindrucksvolle Erfahrung, die einen daran erinnert das Andenken aufrecht zu erhalten und einem aufzeigt, wie wichtig es ist, dass man sich mit den Themen Geschichte und Nationalsozialismus auseinandersetzt.
Lilly Ganjto Q2
Fotos von Ralf Klodt
Info zum Gruppenfoto (von links nach rechts):
Lutz Wagner, Nils Suchetzki, Claudia Kollbach, Lilly Ganjto, Lisa De Jong, Hannah Beitz und die Enkelin von Ludwig Süskind, Beatrix Theobold