Zeigen sich alle EU-Länder solidarisch in der Flüchtlingskrise?
Diese und andere Fragen rund um das brandaktuelle Thema Asyl- und Flüchtlingspolitik diskutierten zwei Sozialwissenschafts-Kurse der Jahrgangsstufe 12 des Gymnasiums am Oelberg am 28. und 29.10. bei der Friedrich-Ebert Stiftung in Bonn. Mit Hilfe verschiedener Rollenkarten schlüpften die Schüler in die Rollen von EU-Abgeordneten, Ministern und Kommissaren. So mussten sich auch eigentlich sehr europäisch denkende Schüler für die Souveränität der Nationalstaaten einsetzen und andere, wenn auch widerwillig, die Notwendigkeit eines Grenzzauns begründen. Ziel des „Planspiels“ war ein Gesetzesentwurf zu einer Flüchtlingsquote; die Teilnehmer versuchten dabei Kompromisse zwischen den ihnen zugeteilten Positionen zu finden und die Richtlinie entsprechend abzuändern. Neben dem aktuellen Thema wurde also auch über das Gesetzgebungsverfahren der EU informiert.Die Schüler diskutierten im EU-Parlament und im Ministerrat eifrig über die Einführung einer Flüchtlingsquote und ein Relocation-Programm, nach dem die Mittelmeerländer sofort bei der Aufnahme von Flüchtlingen entlastet werden sollten. Dabei stießen im EU-Parlament ganz unterschiedliche Meinungen der bürgerlichen und sozialdemokratischen Fraktion oder Europakritischen und Rechtspopulisten aufeinander. Noch hitziger verliefen die Diskussionen im Ministerrat, in dem die Schüler als Außenminister versuchten, die Interessen ihres Landes durchzusetzen. Die Leitung und Dokumentation der Sitzungen und auch die Rollen der Lobbyisten, Reporter und Vertreter von Gesellschaftsgruppen wie Jugendliche oder Flüchtlinge wurden von Schülern übernommen.
Die Pausen wurden dazu genutzt Überzeugungsarbeit zu leisten und Allianzen zu schmieden. Aber die finale Abstimmung über den Gesetzesentwurf scheiterte daran, dass rechtspopulistische Lobbyisten einige Parlamentarier dazu brachten, gegen die Richtlinie zu stimmen, womit der Gesetzesentwurf gescheitert war. Eine große solidarische Lösung für das Flüchtlingsproblem wurde trotz zähem Ringen also nicht erreicht. Dies frustete einige Schüler stark, was jedoch gleichzeitig bei anderen den Respekt vor der langwierigen und schwierigen Arbeit der Politiker steigen ließ.